Russland:Schluss mit Qualm

Russland: In Moskau ist der Anblick von Raucherinnen und Rauchern bisher noch keineswegs ungewöhnlich. Doch ab dem Jahr 2033 könnte für alle nach 2014 geborenen Russen ein komplettes Tabakverkaufsverbot gelten.

In Moskau ist der Anblick von Raucherinnen und Rauchern bisher noch keineswegs ungewöhnlich. Doch ab dem Jahr 2033 könnte für alle nach 2014 geborenen Russen ein komplettes Tabakverkaufsverbot gelten.

(Foto: Misha Japaridze/AP)

In Russland ist Rauchen sehr populär, vor allem unter Jugendlichen. Ein neues Gesetz soll das ändern: Die Regierung will ein generelles Tabakverkaufsverbot.

Von Christina Berndt

Im Moment befinden sich die Igors und Olgas und all die anderen russischen Kinder, die seit dem Jahr 2015 geboren wurden, noch in einer Phase, da ihnen der jüngste Gesetzesvorschlag aus dem Gesundheitsministerium in Moskau ziemlich egal sein dürfte. Doch wenn das Vorhaben von Gesundheitsministerin Weronika Skworzowa wahr wird, werden sich die ab 2015 Geborenen bald in einem empfindlichen Punkt von all den Russen unterscheiden, die vor ihnen das Licht der Welt erblickten: Die Jüngeren werden im Gegensatz zu den Älteren keine Zigaretten kaufen dürfen. Nicht nur am Kiosk oder Automaten. Nicht nur, bis sie volljährig sind. Sondern ihr Leben lang. So sieht es der Gesetzesentwurf vor, der in Russland seit einem Bericht der Zeitung Iswestija diskutiert wird - und wohl die Unterstützung von Präsident Wladimir Putin finden dürfe, einem überzeugten Nichtraucher.

Dem Plan zufolge soll ab dem Jahr 2033 für alle nach 2014 geborenen Russen ein komplettes Tabakverkaufsverbot gelten. Auf diese Weise, so die Begründung, wolle man all jene, die bereits eine Nikotinsucht entwickelt haben, nicht quälen, aber zugleich verhindern, dass die jüngeren Jahrgänge sich ebenso ungeniert wie die älteren die Lungen zuteeren.

Eine rauchfreie Generation heranziehen: Das ist das Ziel

Rauchen ist in Russland extrem populär. Mehr noch als etwa im von Baguetteduft, Rotweinbouquet und Gauloises-Qualm vernebelten Frankreich gehören Zigaretten in Russland zum Selbstverständnis. Allerdings sinkt die Zahl der Raucher, seit 2013 ein Gesetz in Kraft trat, das Rauchen an den meisten öffentlichen Plätzen verbietet, Zigaretten teuer macht und den Verkauf auf Supermärkte beschränkt. Nun rauchen nur noch 31 statt zuvor 41 Prozent der erwachsenen Russen, auch die Zahl der paffenden Teenager ist gesunken - von 25 auf unter zehn Prozent.

Eine rauchfreie Generation heranzuziehen - davon träumen Gesundheitsstrategen immer wieder. Die Idee dahinter: Sich das Rauchen abzugewöhnen ist erheblich schwieriger als gar nicht damit anzufangen. Umgesetzt wurde ein solcher Plan bislang aber noch nie. Zwar hat Butan bereits 2005 ein umfassendes Zigarettenverkaufsverbot erlassen. Doch der König nahm keine Rücksicht auf die rauchende Bevölkerung, die Zigaretten von einem Tag auf den anderen nur noch zehnpäckchenweise importieren durfte. "Wer ein Verkaufsverbot erlässt, muss sich immer auch überlegen, wie er Personen hilft, die stark abhängig sind", sagt Ute Mons, die Leiterin der Stabsstelle Krebsprävention am Deutschen Krebsforschungszentrum. Außerdem: "Die meisten Raucher beginnen bereits als Jugendliche." In Deutschland rauchen Teenager im Durchschnitt mit 14,8 Jahren ihre erste Zigarette. Und wer so früh anfängt, kommt nur schwer wieder davon los. In Russland ist es Jugendlichen bis 18 bereits jetzt verboten, Tabak zu kaufen. Für die nach 2014 Geborenen, die 2033 die Volljährigkeit erreichen, soll dann das neue Gesetz greifen.

Das Moskauer Verbot soll zudem von weiteren Maßnahmen begleitet werden, die Rauchern das Leben schwer machen: So sollen rauchende Angestellte sogar länger arbeiten müssen - um ihre Rauchpausen auszugleichen. Und Warnhinweise sollen nicht nur auf Päckchen gedruckt werden - sondern auf jede einzelne Zigarette. Das alles werde das Bewusstsein nachhaltig ändern, ist Marina Gambaryan vom Forschungszentrum für Präventive Medizin in Moskau überzeugt. 2033, sagte sie der Agentur Tass, werde für die Menschen das Verkaufsverbot nur eines sein: "ein logischer Schritt".

Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: